KI – Fluch oder Segen? Ein Rückblick auf den KI-Sommercampus des BMWK in Berlin

Ki Sommercampus Berlin 2023 Weg

Der KI-Sommercampus des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Berlin brachte die KI/ML-Elite aus verschiedenen Forschungsprojekten zusammen. Die Veranstaltung, die von Fachexperten geprägt war, drehte sich auch immer wieder um das Buzzword “ChatGPT” und bot Panels mit frischem Input und inspirierenden Diskussionen. Vor Ort waren vom Konsortium des safeFBDC Mitarbeitende des Fraunhofer IML in Dortmund und vom TechQuartier in Frankfurt. 

Keynote: KI und Mensch – Eine symbiotische Zukunft

In seiner fesselnden Keynote verbildlichte Podcaster Frank Eilers zum Auftakt der Veranstaltung, dass es weder heute noch in Zukunft eine Dualität zwischen Mensch und Maschine geben wird. Stattdessen hat künstliche Intelligenz das Potenzial, Menschen von repetitiven Aufgaben zu befreien und ihnen die Freiheit zu geben, in weniger Zeit produktiver zu arbeiten. Dieser Ansatz wurde von Alice Bucher vom TechQuartier besonders positiv aufgenommen. Sie erläutert:

"Besonders spannend fand ich in Frank Eilers Vortrag den Einblick in unser Verständnis von Arbeit und Arbeitszeit. Mit dem richtigen Mindset kann hier noch einiges getan werden und der Weg in 'New Work' noch mehr geebnet werden. Das Gleiche gilt auch für den Einsatz von KI und dem Verständnis davon. Am Ende blieb bei mir vor allem hängen: KI und Mensch können und sollen in Zukunft miteinander arbeiten, nicht gegeneinander."

Potenziale nutzen und große Schritte wagen

Gunter Dueck betonte in seiner Keynote die deutsche Angst, große Schritte zu wagen und Potenziale zu nutzen, auch im Hinblick auf die Klimakrise. Am zweiten Tag präsentierte Prof. Dr. Beatrix Weber praktische Hinweise zur Auslegung der KI-Gesetzgebung der Europäischen Union. Sie unterstrich die Notwendigkeit, Wertschöpfung sozial und nachhaltig zu gestalten. Zudem wurden technische und wirtschaftliche Kreativität als Schlüsselfaktoren genannt. Die Integration von Software in das BGB und die entsprechende Gestaltung von Produkten wurden als wichtige Schritte auf diesem Weg genannt. Zusätzlich zu Gesetzen bedarf es auch Normen und Zertifizierungen, wobei die Standardisierung der Legitimation von Gaia-X noch aussteht.

Projektpräsentationen: KI in Lieferketten

2306 KI Sommercampus Berlin Lieferkettendiskussion Fraunhofer IML safeFBDC

Die verschiedenen Projekte aus dem KI-Förderwettbewerb stellten sich in unterschiedlichen Formaten vor. Besonders relevant für uns war das Panel zu Lieferketten, bei dem Gerhard Schipp vom Fraunhofer IML betonte, dass der Fluss des Geldes die Grundlage jeder Lieferkette bildet und die Finanzbranche als Metaebene aller anderen Projekte identifizierte. In intensiven Diskussionen wurde erörtert, wie KI helfen kann, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, die Halbleiterproduktion global zu optimieren und bei Katastrophen Leben zu retten. Die Verfügbarkeit von Daten und Informationen spielte dabei eine wichtige Rolle, stellte jedoch oft eine Herausforderung dar. Das souveräne und sichere Teilen von Daten kann die Effizienz von Lieferketten erhöhen und beispielsweise bessere Vorhersagen zur Liquidität ermöglichen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Projekt „Lebensmittelretter” von tegut: Dank KI können Produkte mit Verfallsdatum, wie Joghurt, präzise reduziert und verkauft statt weggeworfen werden. Dies unterstützt nicht nur die Verkaufenden am POS, sondern führt auch zu einer Erleichterung der Arbeit und besseren Verkaufszahlen. Derzeit findet ein Probelauf in drei Märkten statt, bei dem eine große Menge an Produkten mit KI trainiert wird.

Workshops und Fazit: Auf dem Weg zu einer inklusiven KI

Der KI-Sommercampus bot nicht nur interessante Inhalte, sondern auch eine angenehme Atmosphäre und eine tolle Location in der Leuchtenfabrik an der Spree. Beim Netzwerken und in interaktiven Workshops wurde das Risikomanagement von KI-Anwendungen im Markt diskutiert. Ein Workshop zur Umsetzung von KI in die Praxis verdeutlichte eindrucksvoll, dass das Potenzial von KI nur dann genutzt werden kann, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert sind und ein grundlegendes Verständnis für die Technologie haben. Es wurde auch deutlich, dass lernende Systeme auch nach der Markteinführung kontrolliert und überwacht werden müssen. Kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups stoßen dabei jedoch oft an finanzielle und beratungstechnische Grenzen. Die Konformitätsbewertung bei der Ausweitung hochriskanter KI-Systeme kann dazu führen, dass KMU und Start-ups verdrängt werden.

Statt über “Mensch vs. Maschine” zu diskutieren, sollten wir über “Mensch MIT Maschine” sprechen und gleichzeitig drängende Themen wie Ungleichheit und die Auswirkungen der Automatisierung angehen. Unsere Aufgabe besteht darin, eine inklusive KI zu schaffen, die zum Wohl aller beiträgt. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der KI-Sommercampus des BMWK in Berlin ein inspirierendes Event war. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen sowie die Diskussion zentraler Themen haben gezeigt, dass KI ein Potenzial für positive Veränderungen hat. Es liegt an uns, eine inklusive KI zu gestalten, die sozial, nachhaltig und vielfältig ist. Dominik Zborek vom TechQuartier kommentiert: 

„Bei aller Begeisterung für das Event, die gute Organisation und Themenvielfalt freue ich mich schon auf eine noch diversere Teilnehmer:innen- und Speaker:innen-Runde beim nächsten Mal. Denn wir alle wissen: Vielfalt fördert die Innovation!"

KI Sommercampus Berlin Leuchtenfabrik team TechQuartier safeFBDC